Gute Beratung schafft Sicherheit

Welche Versicherung oder Geldanlage passt zu mir, zu meinen Bedürfnissen, zu meinen Lebensumständen? Das sind die häufigsten Anliegen, mit denen sich Kunden an Anja Schimpf wenden. Seit 2003 arbeitet die Mutter zweier Kinder als selbstständige Finanzberaterin und Partnerin der WB-Treuhand GmbH. Ihr Büro hat sie in Neustetten (bei Rottenburg am Neckar / Tübingen).„Damit mein Kunde eigenständig Entscheidungen treffen kann, führe ich ausführliche Informationsgespräche, mache komplexe Inhalte verständlich und zeige verschiedene Lösungswege auf. Was eine Finanzdienstleiterin eigentlich macht, wie man Vertrauen schafft, wie hilfreich eine positive Lebenseinstellung ist und vieles mehr erzählt die Rottenburgerin Anja Schimpf im Interview.

Frau Schimpf, wie wird man Finanzberaterin?

Ich habe schon immer gerne mit Menschen gearbeitet. Das ist eine wichtige Voraussetzung für diesen Beruf. Studiert habe ich Betriebswirtschaft an der Fachhochschule in Reutlingen. Mein Schwiegervater Wilhelm Schimpf war Finanzberater, und ich trat in seine Fußstapfen. In der Vorbereitung darauf begleitete ich ihn vier Jahre bei Kundenbesuchen und lernte das Fach von der Pike auf. Nebenher studierte ich Finanzdienstleistung bei der IHK. Am 1. Januar 2003 eröffnete ich mein eigenes Büro.

Arbeiten Sie alleine oder mit Partnern?

Sowohl als auch. Ich bin Einzelkämpferin, und ich bin Partnerin der WB-Treuhand GmbH. Im Prinzip handelt es sich um ein Netzwerk. Wir sind 18 Partner, alle sind gleichberechtigt. Wir treffen uns regelmäßig, tauschen uns aus. Wir telefonieren und helfen uns gegenseitig, etwa bei speziellen Anfragen, für die Expertenwissen gefragt ist.

Allein auf sich gestellt hat man es in dieser Branche ohnehin schwer, zum Beispiel wenn man gegenüber Versicherungen die Interessen von Klienten durchsetzen möchte. Da hilft es sehr, mit mehreren Partnern in einem Boot zu sitzen.

Sie hatten bereits Ihre zwei Kinder, als Sie sich selbstständig machten. Wie brachten Sie Familie und Beruf unter einen Hut?

Das Büro befindet sich bei uns im Haus. Also die Kinder noch klein waren, konnte ich also nachts und an den Wochenenden arbeiten. Ihre Hausaufgaben haben sie oft bei mir am Schreibtisch gemacht. Das ging alles. Außerdem hat mich mein Mann immer bei allem unterstützt.

Was macht eine Finanzdienstleiterin?

Im Kern kümmere ich mich für meine Kunden um Krankenversicherung, Altersvorsorge, Immobilienkauf, Geldanlagen und private Absicherung wie etwa Hausrat, Unfall, Haftpflicht. Ganz wichtig ist es, die Berufsunfähigkeit abzusichern, und zwar abgestimmt auf die jeweilige Lebenssituation.

Da ich keine Werbung mache, kommen Klienten aufgrund von Empfehlungen auf mich zu. Im Gespräch kläre ich den Kunden umfassend auf und halte das alles schriftlich fest. Der Kunde muss sich ausführlich mit den Themen auseinandersetzen, um schließlich für sich entscheiden zu können, was ihm wichtig ist.

Welche verschiedenen Wege gibt es etwa bei Berufsunfähigkeit?

Zum einen kann man die Berufsunfähigkeit selbst absichern. Ein weiteres Thema ist die Erwerbsunfähigkeit. Weiter abgestuft kann ich Grundfähigkeiten absichern, also nicht den Beruf selbst, sondern Fähigkeiten wie Sehen, Fühlen, Hören, Gehen, Tasten. Schwere Krankheiten können abgesichert werden. Schließlich sind weitere Abstufungen zur Unfall- oder Pflegeversicherung möglich.

Sie sehen: Allein die Berufsunfähigkeit ist schon sehr komplex. Und da sie bei jungen Menschen auf 50 Jahre ausgelegt sein kann, muss man das sehr akribisch angehen, damit es am Ende passt

Unverständliche, komplexe Produkte, bei denen es zudem um Geld geht, machen Menschen misstrauisch. Wie schafft man Vertrauen?

Indem ich dem Kunde die Angst nehme und ihm vermittle, dass er sich auf mich und meine Empfehlungen verlassen kann. Letztlich trage und übernehme ich die Verantwortung. Ich stehe hinter meinen Entscheidungen. Ich weiß, meine Kunden müssen sich auf meinen Rat verlassen können.

Ihre Kinder sind mittlerweile junge Erwachsene. Was empfehlen Sie Studierenden oder Berufseinsteiger?

Meinen Kindern habe ich das nicht anders vermittelt als jungen Klienten.

Das Wichtigste ist die private Haftpflicht, die meist bei den Eltern angesiedelt ist. Dennoch muss man überprüfen, ob die Kinder auch tatsächlich abgesichert sind, wenn sie ihren Haushalt nicht mehr bei den Eltern haben.

Ein weiterer Aspekt ist die Berufsunfähigkeit. Es kann auch während des Studiums etwas passieren. Außerdem ist man jung meist fit und gesund, was einem den Erhalt einer Berufsunfähigkeitsversicherung erleichtert.

Altersvorsorge kann man zunächst außen vorlassen. Man braucht ja auch noch etwas zum Leben. Aber ich mache Studenten und Berufsanfängern immer klar, dass sie dieses Thema ein Leben lang begleitet. Ruhestandsplanung fängt nicht mit der Rentenzeit an, sondern Jahrzehnte vorher. Dem müssen sie sich stellen.

Gerade bei jungen Menschen verweise ich gerne mal darauf, das eigene Konsumverhalten zu überprüfen, zugunsten der Altersvorsorge. Ist etwa der Handyvertrag für 50 EUR monatlich notwendig? Vielen ist nicht klar, dass, wenn man für einen kurzen Zeitraum auf etwas verzichtet, es einem auf einen längeren Zeitraum hin besser geht.

Wann sollte man demnach mit der Altersvorsorge beginnen?

Je später man einsteigt, desto höher müssen die Beiträge sein, um dasselbe Ziel zu erreichen. Ich kann ein Ziel X festlegen und dann einfach errechnen, ob ich mir das in 20 oder 40 Jahren erwirtschafte.

Was raten Sie jemandem, der sehr wenig Geld zur Verfügung hat und nicht mehr als etwa 50 EUR im Monat sparen kann?

Sparen macht immer Sinn. Man muss das geeignete Risiko für den Menschen finden, als Investment oder Nicht-Investment.

Zinsen vorherzusagen, ist das nicht ein wenig wie in eine Glaskugel zu blicken? Können Sie in die Zukunft sehen?

Nein, das kann ich natürlich nicht. Die Zinsen, die Eurokrise, das sind derzeit elementare Probleme. Im Moment weiß keiner so genau, wo die Reise hingeht.

Bisher waren Sparbuch und Lebensversicherung sehr sicher. Dieser Sicherheitsstatus ist weggebrochen. Wenn ich ein Haus habe, stellt das einen bestimmten Wert dar. Geld auf der Bank aber ist ein Zahlungsversprechen, das ausfallen kann.

Es ist wichtig, sich wirtschaftliche Aspekte genau anzuschauen. Zum Beispiel war es eine große Chance, auf Japan zu setzen: Das Land hatte 20 Jahre lang immense Probleme, doch nun geht es neue Wege. Man findet immer wieder neue Ideen und Investmentchancen.

Wie lege ich mein Geld demnach richtig an?

Ich empfehle eine Risikoverteilung. Falls ich von heute auf morgen Geld brauche, habe ich ein Problem, wenn mein ganzes Vermögen in Immobilien steckt. Das heißt, ich muss verteilen. Deshalb sollte man sich mit allem beschäftigen: Immobilien, Bankanlagen, Bausparvertrag, klassische Rentenversicherung und auch Investmentfonds.

Sind Investmentfonds nicht mit mehr Risiko verbunden?

Warum sehen wir immer zuerst das Risiko und nicht die Chancen, die uns die Fonds bieten? Tatsache ist: Investmentfonds sind durch das Investmentgesetz geschützt und stellen Sondervermögen dar.

Außerdem sind Investmentfonds gleichbedeutend mit Sachvermögen, nur eben in einer breiteren Streuung.

Ich kaufe mir beispielsweise einen Aktienfond Deutschland, alles Unternehmen, die im DAX gelistet sind. Damit bin ich beteiligt an den größten deutschen Unternehmen wie Siemens oder Daimler. Diese Firmen verfügen über Vermögenswerte, also Sachvermögen wie Gebäude, Fuhrparks, Patente, etc., die sichtbar sind. Das alles geht nicht von jetzt auf nachher verloren. Die Schwankungen muss man allerdings aushalten können, und man muss sich viel mehr damit beschäftigen. Und da sind wir wieder bei den wirtschaftlichen Aspekten, mit denen man sich befassen sollte.

Meine Aufgabe ist es in jedem Fall, herauszufinden, welche Geldanlage zu meinem Kunden passt und ihn auch weiterhin ruhig schlafen lässt

Sie investieren viel Zeit in die individuelle Beratung.

Ja, ich führe nie nur ein Gespräch, sondern mehrere. Das erste Treffen mit einem Kunden gleicht einem Kennenlernen; ich stelle viele Fragen und gebe einen Überblick. Über jede Entscheidung sollte man dann erst einmal schlafen, am besten noch mit jemandem darüber reden. Ich beobachte sehr häufig, dass die Klienten erst nach ausführlicher Beratung und genügend Zeit zum Nachdenken ein Gefühl dafür bekommen, welche Versicherungen oder Geldanlagen sie brauchen und haben wollen.

Im Übrigen: Ich mache keine Honorarberatung. Das heißt, entscheidet sich mein Klient für eine Empfehlung und kommt es zum Abschluss, erhalte ich von der entsprechenden Gesellschaft eine Provision.

Welche weiteren Wege, sich zu informieren, empfehlen Sie?

In den Medien kursieren immer mal wieder falsche Zahlen und Meldungen. Zum Teil wird von einem Tag auf den anderen genau das Gegenteil behauptet. Und das verunsichert. Ich empfehle, weniger davon zu lesen und dafür ein, zwei gute Fach-Newsletter mit fundierten Informationen zu abonnieren, etwa von einer Bank oder einem Ökonomen.

Haben Sie als Frau eine andere Herangehensweise als Ihre männlichen Kollegen?

Das weiß ich nicht. Vielleicht gehe ich weniger technisch vor. Jedenfalls spielt bei mir auch die emotionale Ebene eine Rolle, was ich jedoch meinen männlichen Kollegen nicht absprechen möchte. Ich habe Menschen schon von Investitionen abgeraten, etwa vom Kauf einer Wohnung. Weil ich das Gefühl hatte, sie würden nicht glücklich mit dieser Entscheidung. Bei der Beratung geht es nicht nur darum, ein stimmiges Zahlenwerk zu erstellen, sondern auch darum, menschliche Faktoren zu berücksichtigen.

Sie vermitteln den Eindruck, ein sehr positiver Mensch zu sein.

Das bin ich. Meine Devise lautet: Wer aufgibt, hat schon verloren. Ich hatte schon die verrücktesten Konstellationen, in denen keine Lösung in Sicht schien. In solchen Fällen nehme ich mir die Zeit, über das Problem nachzudenken und es gegebenenfalls mit Experten von der WB-Treuhand zu besprechen. Meine Erfahrung ist: Es gibt immer eine Lösung.

Was wünschen Sie sich persönlich für die Zukunft?

Es gibt immer mehr gesetzliche Vorgaben und Regulierungen. Der stetig wachsende Verwaltungsaufwand hat zur Folge, dass es immer schwieriger wird, mich meiner eigentlichen Aufgabe, nämlich der Kundenberatung, zu widmen. Zudem ändern sich die Vorgaben in immer kürzeren Zeitintervallen, was sowohl für den Berater als auch für den Kunden schwierig ist. Diese Zusatzbelastungen sind Zeitfresser, in vielen Berufen. Deshalb wünsche ich mir für die Zukunft für uns alle weniger Bürokratie und wieder mehr Zeit für unsere eigentliche Arbeit, weniger Burn-out und wieder mehr Hoffnung und mehr Zuversicht.

Das Gespräch führte Elke Schwarzer, Freiberuflerin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.